You are currently viewing Die wilde Künstlerseele nähren
Wenn der Fluss der Kreativität versiegt ist, wir vom Weg abgekommen sind

Die wilde Künstlerseele nähren

Wie wir den Zugang zu unserer eigenen Kreativität und Seele wieder finden

Allzu oft geschieht es, dass wir ganz allmählich eine Verbindung zu dem Lebendigen in uns verlieren.

Das Tor zu unserem wilden Garten haben wir unbemerkt überwuchern lassen und können es nicht mehr finden.

Der Eingang zum Abstieg in die Tiefen unserer Seele ist verschüttet und nicht mehr zugänglich.

Für die meisten von uns ist es ganz natürlich und Lauf der Dinge, dass wir uns anpassen und unsere Zeit einer gemeinsamen Sache widmen. Wir gründen eine Familie oder investieren Energie, Kraft und Zeit in ein gemeinsames Projekt, gehen einem Job zum Lebenserwerb nach – auf diese Weise haben wir oft ganz selbstverständlich dieses Gefühl von Dringlichkeit und Verpflichtung.

Das Versorgen der Familie, einer rechtschaffenen Arbeit nachgehen und damit in die Gesellschaft passen sorgt dafür, dass wir die Frage nach unserem Beruf und Lebenserwerb und der Zeit unserer Tage, unserer Aufgaben und Rollen, guten Gewissens beantworten können.

Sind die Tage übervoll, jedoch nicht mehr lebendig, verlieren wir Kraft und Lebensfreude.

Seit ich während meiner ersten Schwangerschaft als 22jährige „Die Wolfsfrau“ von Clarissa Pinkola Estes zum ersten Mal in die Hände bekam, ist es ein Buch, das mich begleitet und mir den Weg weist – oder mir im Nachhinein einen tieferen Zugang zu dem ermöglicht, was ich durchlebt und erfahren habe.

Was ich vermeiden, wie ich mich verhalten, was ein Ausweg sein könnte. Was die wilde Künstlerseele nähren kann.

Das Märchen von
La Llorona,
der weinenden Frau

Eine universelle und archetypische Geschichte
über den Verlust der Schöpferkraft.

Ein reicher Edelmann eroberte einst das Herz einer wunderschönen aber bitterarmen Mexikanerin. Sie verliebten sich ineinander, lebten zusammen und sie gebar ihm zwei wunderschöne starke und gesunde Söhne. Eines Tages jedoch verkündete er, dass nun Seinesgleichen folgen wolle. Er würde aufbrechen, um eine Frau seines Standes zu heiraten und die beiden Söhne, die nun sein sind, mit sich nehmen. Sie war wie benommen und geriet über den treulosen Verrat, das verschmäht und ausgebeutet werden so sehr in Rage, dass sie ihm das Gesicht zerkratzte, ihre Kleider vom Leibe riss und wie eine Furie um ihre Jungen kämpfte. Doch es nützte nichts, er hatte Macht und Mittel und würde sich mit Gewalt nehmen, was er von ihr wollte. So packte sie in ihrer Verzweiflung die kleinen Söhne, raste mit ihnen an den Fluss und noch ehe sie recht begreifen konnte, was sie tat, hatte sie die beiden in den Fluten ertränkt und sie wurden fortgerissen. Im Morgengrauen des nächsten Tages fand man die Unglückliche leblos am Ufer. Sie starb an gebrochenem Herzen. Der Mann segelte zu seiner Künftigen davon. La Llorona aber stieg in den Himmel auf, wo sie von einem gütien Engel empfangen wurde, der ihr sagte, ihr könne Einlass gewährt werden, wenn sie die verlorenen Seelen ihrer toten Söhne aus dem Fluss fischen und mit sich in den Himmel hinauf nehmen würde. Seither sucht die weinende Seele La Lloronas mit wehenden Haaren und langen Geisterfingern in den Flüssen der Welt nach ihren ertrunkenen Söhnen… Uuuuhhhh…

Eine grausame Gruselgeschichte, wenn sie nur oberflächlich betrachtet wird.

In der so viele von uns sich ab und an wiederfinden.
Besonders dann, wenn wir uns das Archetypische daran bewusst machen.

Es bedeutet, die Geschehnisse wie auch die Figuren und Gestalten als zu uns selbst gehörend und als Teile unserer Selbst,
unserer Seele und unserer Psyche zu begreifen.

Wir selbst sind all das, wir selbst tun all das.
Wir erkennen so vieles im Außen und in der Geschichte.
Da ist der Verrat. Die Erkenntnis, übervorteilt oder verlassen und verschmäht worden zu sein.
Dass uns etwas vorenthalten und nicht vergönnt wird, das jemand anderes ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt.

Die alles zerstörende Rage
Und vorher, in ihrer ursprünglichen Natur und Schönheit, die unschuldige ungetrübte Schaffenskraft, Shakti.
Diese braucht die gleichbleibende Unterstützung des männlichen Prinzips in sich selbst.
Das bedeutet alles, was dem Umsetzen und tatsächlichen in die Welt bringen der schöpferischen Ideen dient.
Ich habe das allzu oft mit dem „zurecht kommen“ in dieser von materiellen und patriarchalen Strukturen geprägten Welt verwechselt.
Mich selbst und meine künstlerischen Tätigkeiten womöglich nur stark genug anpassen und zurecht biegen müssen, um Geld verdienen zu können, zum Beispiel.
Es ist womöglich viel schlichter als das. Es bedeutet eben nicht, dass ich mich selbst passend mache.
Oder die Felder anderer Menschen bestelle, in den Fabriken anderer arbeite, um … was auch immer.

Es bedeutet für mich, dass ich mich selbst wieder hingebungsvoll meinem eigenen kleinen wilden Garten widme.
DAS dort sein lasse, was ganz natürlich dort wächst und gedeiht und das, was stirbt, als Boden für Neues nutze. Mehr von dem, was stimmig ist, weniger von dem, was nicht passen will.
Dem Tor und dem Eingang zu meiner tiefen dunklen Innenwelt Aufmerksamkeit schenke, den Eingang zu meinen Tiefen frei halte.

Meine eigene tiefe Innenwelt betrete.

Regelmäßig für ungestörte Zeit sorge, um tief hinab zu steigen und zu verweilen.

Weil ich nur so das aus den Tiefen nach oben holen kann, was dort verborgen ist und nährend zu mir gehört.

Und die aktive zielgerichtete maskuline Kraft in uns darf für die Struktur, das Handeln und Umsetzen in konkrete Schritte sorgen und so den Boden bereiten.